Nahrungsmittelunverträglichkeiten
Ein Schwerpunkt unserer allergologischen Abteilung ist die Diagnostik und Therapie von Nahrungsmittelunverträglichkeiten. Etwa 60% unserer jährlich ca. 1200 stationärer Allergiepatienten leidet unter solchen Unverträglichkeiten.
Klinische Bilder sind meistens Enteropathien, d.h. Bauchschmerzen, Blähungen und Durchfälle, es können aber auch bei Verstopfungen oder wiederkehrender Übelkeit Nahrungsmittel eine (versteckte) Rolle spielen.
Andere Krankheiten, bei denen oft zunächst gar nicht an eine Nahrungsmittelproblematik gedacht wird, sind:
- Hauterkrankungen wie Neurodermitis (50% der Patienten haben eine verborgene Nahrungsmittelunverträglichkeit),
- Chronischer Juckreiz,
- Nesselbildung (sog. Urtikaria) oder
- Gesichtschwellungen (sog. Quincke-Ödeme oder Angioödeme).
- Auch das Asthma bronchiale ist in einzelnen Fällen abhängig von der Nahrungsmitteleinnahme, ebenso Augen- und Nasenreizungen.
Immer wieder in öffentlichen Medien diskutiert werden auch Erkrankungen wie die Histaminintoleranz oder Unverträglichkeiten von Ergänzungsstoffen, die keine klassischen Allergien mit z.B. Antikörperbildungen sind, sondern über andere pathophysiologische Wege ablaufen. Das klinische Erscheinungsbild können Symptome des unwillkürlichen (vegetativen) Nervensystems wie Pulsbeschleunigungen sein. Auch plötzliche Schweißausbrüche und Hautrötungen (Flush), Blutdruckschwankungen und Kreislaufprobleme, Luftnot, Konzentrationsstörungen und Müdigkeitsattacken gehören dazu. Die Diagnostik umfasst zunächst eine ausführliche Anamnese zur Besprechung der Krankengeschichte.
Danach werden einerseits Haut- und Blutuntersuchungen auf stattgehabten Kontakt (sog. Sensibilisierung) und Antikörpersuche durchgeführt, was zunächst auch ambulant möglich ist. Als nächster Schritt wird oft für ca. 2 Wochen eine allergenarme Diät zu Hause ausprobiert. Im Rahmen eines kurzen stationären Aufenthaltes werden sog. Provokationstests in vorsichtig dosierten, kleinen Schritten durchgeführt (z.B mit Zusatzstoffen oder Nahrungsmitteln). Dabei wird versucht, Symptome hervorzurufen, um die Auslöser zu identifizieren. Eine stationäre Diagnostik ist meist erforderlich, um einerseits auch Spätreaktionen nach einigen Stunden nicht zu übersehen, andererseits aus Sicherheitsgründen für unsere Patienten, falls sie mit deutlichen systemischen Reaktionen reagieren würden. Dies ist zwar selten, wird aber auch in den Leitlinien der deutschen allergologischen Gesellschaft empfohlen, an deren Erstellung und Aktualisierung wir auch teils im Rahmen der wissenschaftlichen Forschung in Deutschland mitwirken.
Danach kann eine gezielte ernährungstherapeutische Beratung verordnet werden, die bei besonders geschulten Ernährungsberaterinnen oder Ökotrophologinnen in Heimatnähe durchgeführt wird und zumindest teils von der Krankenkassen getragen wird.